Tesla-Chef Elon Musk hat es wieder einmal angekündigt und diesmal scheint es konkret zu werden: Der E-Auto-Pionier will noch vor Ende Juni seine ersten Robotaxis auf die Straßen von Austin, Texas, bringen. Ein ambitionierter Plan, der die Fantasie der Anleger beflügeln dürfte – und den Druck auf die Konkurrenz erhöht.
In einem Interview mit CNBC am heutigen Dienstag in der Tesla-Zentrale in Austin bestätigte Musk die Pläne. Nach dem Debüt in Austin sollen Los Angeles und San Francisco folgen. „Es ist klug für uns, mit einer kleinen Anzahl zu beginnen, zu bestätigen, dass die Dinge gut laufen, und es dann hochzuskalieren“, so der Tesla-Visionär. Zunächst sei der Einsatz von etwa 10 Fahrzeugen in Austin geplant. Bei einem erfolgreichen und unfallfreien Start soll die Flotte jedoch rasch auf Tausende von Fahrzeugen erweitert werden.
Musk prognostizierte weiter, dass Tesla bis Ende nächsten Jahres bis zu einer Million vollständig selbstfahrende Autos in Betrieb haben könnte.
Jahrelanges Versprechen vor Einlösung?
Seit 2016 verspricht Musk Investoren, Kunden und Fans, dass Tesla nur noch etwa ein Jahr von der Auslieferung eines vollständig selbstfahrenden Autos entfernt sei, das Passagiere sicher und ohne menschliches Eingreifen transportieren könne. Nun soll es also soweit sein. Die Robotaxis werden zunächst modifizierte Model Y sein, ausgestattet mit einer kommenden Version des „Full Self-Driving“ (FSD), bekannt als „FSD Unsupervised“. Entscheidend: Laut Musk werden die Fahrzeuge ohne menschlichen Sicherheitsfahrer unterwegs sein. „Wir werden sehr genau beobachten, was die Autos tun, und wenn das Vertrauen wächst, wird weniger davon nötig sein“, erklärte Musk. Die Überwachung erfolge durch Tesla-Mitarbeiter aus der Ferne. Zudem werde man die Robotaxis in Austin zunächst „geofencen“, also ihren Aktionsradius begrenzen.
Konkurrenz durch Alphabet's Waymo
Tochter Waymo betreibt bereits kommerzielle, fahrerlose Fahrdienste in verschiedenen US-Märkten und meldete kürzlich beeindruckende 250.000 bezahlte Fahrten pro Woche. Musk sieht Teslas Ansatz jedoch als überlegen an. Er setzt auf einen „generalisierten“ Ansatz, der primär auf Kameratechnik und künstlicher Intelligenz basiert, anstatt auf teure Sensoren wie Lidar und Radar, die laut Musk die Massenproduktion und Skalierung einer globalen Robotaxi-Flotte behindern könnten. „Was für das Straßensystem tatsächlich am besten funktionieren wird, sind künstliche Intelligenz, digitale neuronale Netze und Kameras“, bekräftigte Musk.
Herausforderungen und Musks Konter
Angesprochen auf den politischen Gegenwind, dem Tesla aufgrund von Musks Engagement für die Regierung von US-Präsident Donald Trump sowie in der deutschen Politik ausgesetzt ist, und auf die rückläufigen Verkaufszahlen – Tesla meldete im ersten Quartal 2025 einen Rückgang der Automobilumsätze um 20 Prozent – gab sich Musk gelassen.
Den Umsatzrückgang führte er auf die notwendige Umrüstung der Fabriken für die Produktion einer überarbeiteten Version des beliebten Model Y zurück. „Wir können keine Autos bauen, wenn die Fabriken umgerüstet werden. Aber wir haben zu diesem Zeitpunkt eine deutliche Erholung der Nachfrage gesehen“, so Musk, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen.
Die politische Gesinnung eines CEOs spiele für den Produktkauf kaum eine Rolle: „Wenn Sie ein Produkt kaufen, wie sehr interessieren Sie sich für die politischen Ansichten des CEO oder wissen Sie überhaupt, was sie sind?
Für die Tesla-Aktie birgt das Robotaxi-Geschäft enormes Potenzial. Gelingt es Musk, seine Vision einer autonomen Fahrzeugflotte Realität werden zu lassen, könnten sich völlig neue, margenstarke Umsatzquellen erschließen. Allerdings ist die Historie von Musks Zeitplänen mit Vorsicht zu genießen, und die technischen sowie regulatorischen Hürden bleiben immens. Investierte Anleger bleiben derweil weiter an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla.