Brüssel macht Druck – und Microsoft reagiert. Der US-Technologiekonzern hat am heutigen Freitag frische Zugeständnisse angekündigt, um die Wettbewerbsbedenken der Europäischen Kommission auszuräumen. Im Kern geht es um die umstrittene Kopplung der beliebten Bürosoftware-Pakete Office 365 und Microsoft 365 an die Kommunikations-App Teams. Die EU-Exekutive hatte moniert, diese Praxis könne den Wettbewerb unzulässig behindern.
Um einer potenziell empfindlichen Kartellstrafe zu entgehen, legt Microsoft nun ein Maßnahmenpaket vor. So sollen künftig Versionen von Office 365 und Microsoft 365 ohne Teams zu einem reduzierten Preis angeboten werden. Bestehende Kunden sollen zudem die Möglichkeit erhalten, auch im Rahmen laufender Verträge zu den Angeboten ohne Teams zu wechseln.
Darüber hinaus verpflichtet sich Microsoft, Wettbewerbern von Teams eine verbesserte Interoperabilität mit anderen Microsoft-Produkten zu ermöglichen. Das bedeutet konkret, dass konkurrierende Anwendungen reibungsloser mit Microsofts Ökosystem kommunizieren können sollen. Auch der Datenexport aus Teams zu Konkurrenzprodukten soll erleichtert werden.
„Die vorgeschlagenen Verpflichtungen sind das Ergebnis konstruktiver, gutgläubiger Gespräche mit der Europäischen Kommission über mehrere Monate“, erklärte Nanna-Louise Linde, Vizepräsidentin für europäische Regierungsangelegenheiten bei Microsoft. „Wir glauben, dass sie eine klare und vollständige Antwort auf die von unseren Wettbewerbern geäußerten Bedenken darstellen und den europäischen Kunden mehr Auswahl bieten werden.“
Salesforce bleibt wachsam
Die EU-Kommission hatte ihre Untersuchung nach einer Beschwerde der Messaging-App Slack aus dem Jahr 2020 eingeleitet. Slack, das 2021 für 27,7 Milliarden Dollar von Salesforce übernommen wurde, sah in der Bündelung einen Missbrauch der Marktmacht von Microsoft.
Entsprechend zurückhaltend äußerte sich Sabastian Niles, Präsident und Chief Legal Officer von Salesforce, zu den neuen Vorschlägen: Die Ankündigung der Europäischen Kommission vom Freitag „bestätigt erneut, dass Microsofts wettbewerbswidrige Praktiken mit Teams dem Wettbewerb geschadet haben und eine verbindliche, durchsetzbare und wirksame Abhilfe erfordern.“ Man werde die Zusagen von Microsoft „sorgfältig prüfen“.
Für Microsoft steht viel auf dem Spiel. Kartellstrafen der EU können empfindlich hoch ausfallen und die Bilanz belasten. Die neuen Zugeständnisse signalisieren den Willen, eine Eskalation zu vermeiden. Ob die EU-Kommission die Maßnahmen als ausreichend erachtet, bleibt abzuwarten. Investierte Anleger bleiben derweil weiter an Bord.